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Paul Mersmann - Diffusion der
Moderne
herausgegeben
von Steffen Dietzsch und Renate Solbach
Der Band versammelt Aufsätze von Philosophen und
Kulturwissenschaftlern, ergänzt um einen sechzehnseitigen Farb-Bildteil
und Selbstzeugnisse des Künstlers.
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Verlagsseite |
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Aus dem Inhalt
Aufsätze
Ulrich Schödlbauer: Diffusion der
Moderne. Paul Mersmann und die Kunst
Reinhard Düßel: Einbrechendes Hoffnungsbild. Gedanken zu Paul Mersmanns
Zirkus
Monika Schmitz-Emans: Paul Mersmanns ABC-Bücher
Gabi Rüth: Homomaris und die Elemente. Hic est Finis Maris:
Anmerkungen zur Symbolik eines Bildes
Renate Solbach: Das Buch Ruth
Steffen Dietzsch, Mersmann in den Reichstag!
Laura Solbach, Filmtagebuch
Bildteil
Redaktion: Doro Breger / Renate Solbach
Materialien
Paul Mersmann, Die Bilder / Zirkus / Tagebuchauszüge /
Nachwort zum Buch Ruth / Chirico / Das Gewicht der Dinge |
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»Unter den Müßigen ist der Maler ein Gott –
jedenfalls, sofern er es nicht vorzieht, Prophet zu werden und dem
Müßiggang wenigstens teilweise zu entsagen. Auch er ist blind, aber er
sieht die Möglichkeiten, die in einer Ausführung stecken. Das Organ,
das ihn sehend macht, ist der Pinsel: das dritte Auge. Zu seinem Kummer
trägt er es nicht auf der Stirn. Die Hand, die einen Pinsel hält, kann
ihn auch weglegen. Dann steht der Künstler vor den Bildern wie ein
anderer auch. Malersein ist nichts Besonderes, sobald einer das Utensil
beiseite lässt, das ihn dazu macht. Auch diese bescheidene Einsicht
muss von Zeit zu Zeit realisiert werden, auch sie kann, wie jede
Einsicht, verloren gehen. Dann zählen andere Dinge, die schnell
aufgezählt und ebenso schnell vergessen sind. Aber wenn der Pinsel
zählt, dann ist jeder Kult um ihn verständlich und gerechtfertigt in
einem. Der Malkult fungiert als Vermittlungsinstanz zwischen dem
Malerhirn und dem notwendigen Utensil, er ist die unsichtbare Hand, die
neben der sichtbaren ins Spiel kommt. Erst das Werk beider Hände lässt
entstehen, was Mersmann ›Peinture‹ nennt, die fette Malerei
diesseits der Motive und Proportionen, der Auswahl und Zusammenstellung
der Farben und diesseits der Abstraktion.« |
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Als Paul Mersmann Anfang der
achtziger Jahre in rascher Reihenfolge seine großen Wandbilder schuf
– Die Geburt der Moderne (1982), Marco Polo (1983), Zirkus
(1983), Hic est finis maris (1983) –, griff er weit über den damals
aktuellen Gegensatz Moderne/Postmoderne hinaus. Seine Arbeiten
verbinden Protomoderne und Nachmoderne, sie sind Zeugnisse für jene
›Diffusion der Moderne‹, die nicht nur in der Kunst seit einiger Zeit
zu beobachten ist: ihre Amalgamierung mit Techniken und Gehalten, auf
denen jahrzehntelang das Tabu des Unzeitgemäßen lag und die,
angereichert mit kulturanthropologischem Wissen und um transwestliche
Linien ergänzt, inzwischen in die Mitte der ästhetischen Aufmerksamkeit
zurückgekehrt sind. Mersmanns Bilder wollen nicht nur zur Kenntnis
genommen, sie wollen studiert werden. (Verlagstext) |
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