Werkverzeichnis Paul Mersmann
Prunkvolle Reichspferde-Mütze eines Hochstaplers aus dem Umkreis Goethes

Entstanden 2008. Gehört zur Serie Mützen und Hauben (Privatbesitz).
Aufnahme © Doro Breger 2008
Text

Die Weimarer Pferdemiliz war eine höfische Gesellschaft zur Feier der keltischen Göttin Epona, der Rossegöttin, sie vertritt den zur Weisheit gereiften Irrsinn. Der Feminismus dieser Gesellschaft war Goethe zuwider. Hätte sich der Hochstapler bei der Herstellung seiner Pferdemütze nicht eines in der Anna-Amalia-Bibliothek gestohlenen Lüsters bedient, wäre er möglicherweise mit einem Ehrenpreis für den prachtvollsten Reichspferdeschmuck Weimars davon gekommen, so aber, weil von hohem französischem Adel, entkam Herr von Busperone* nach Straßburg.

Im Bild:

Brief Goethes an Frau von Stein
Liebste Freundin
Man tagt jetzt wieder in den Pferdestätten und lobt die hysterischen Affekte der ungezogenen Rösser. Das ist nichts für mich und ich gehe derweilen mit Schillern spazieren – später mehr.
Ihr Goethe

Unter dem Bild:

Beritten und auf einem Denkmal entfernt sich auf der Weimarer Oberwiesen Goethe von Schiller. Es war ein Symbolritt, wie ihn Wieland später genannt hat.

Hier sieht man: Die Verweltlichung einer von Rössern göttlichen Ursprungs theatralisch benutzten Darstellung einer Mischform aus Mensch und Traum. Cavalleria dei sogni. Der Aberwitz dieses Zustandes erzeugt Tierpsychosen. Man macht sich kein Bild mehr, sondern man ist das Bild. Die Anfälligkeit eine solche Umkehrung zu erleben, ist nur auf den Ebenen musikalischer Zustände möglich, wie die berittene Militärmusik bestätigen kann.

Entwurf unter Mitwirkung der bekannten Salzburger Marmorbüste von Karajans. Sein Pferd »Violine« soll dem Gestüt des Herzogs von Weimar entstammen.**

*Herr von Busperone wurde der Begründer der ersten öffentlichen Pferdebahn mit Haltestationen in ganz Paris: Bus-Perron=Bahnsteig

**Nach U. Schödlbauer hieß das Pferd Herbert von Karajans »Violoncello«.
zurück zur Übersicht