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Die Geburt der Moderne, 1982
»Untersucht man den ›tragenden Grund‹ der Geburt, so stößt
man auf eine gedrängte Abbreviatur europäischer Zustände, die von der
alexandrinischen Antike bis in die Gegenwart reicht. Abbreviaturen sind
auch die tabellarischen Abrisse, anhand derer man Geschichte memoriert,
und etwas vom Geist der alten Gedächtniskunst wird in diesem wie in den
benachbarten Bildern lebendig. Zum Abruf kommen aber keine historischen
Abläufe, sondern Imagines, wie sie die Seele beschäftigen,
vorausgesetzt, man nennt dergleichen sein eigen und nicht allein eine
mit frühkindlichen
Zuständen und Beziehungskrisen zugestellte Psyche. Sie zeigen, durch
hunderterlei Wahrnehmung geschärft und in den Schatten gestellt,
Facetten der Kultur.«
Ulrich
Schödlbauer
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HIC EST FINIS MARIS, 1983
»Der Argumentation Thomas Luckmanns folgend, der religiöse Akte nicht
länger institutionell verhaftet sieht, sondern dort verortet, wo
kollektive Transzendenzerfahrungen stattfinden
können: gewissermaßen in Enklaven, in denen sich die Unsichtbare Religion
in Sozialformen der Religion
manifestiert, sind es (auch) die Künstler, die eben solche Räume
schaffen. In Konsequenz erreichen die Bilder Mersmanns eine religiöse
Dimension – nicht auf Grund eines primär religiösen Inhalts, sondern
auf Grund des sämtliche Sphären des Lebens durchdringenden symbolischen
Aufgebots, das letztlich die Welt als Ganzes repräsentiert, respektive
die deutenden Zugriffe auf die Welt aufzeigt. So lässt sich das Werk
Mersmanns als Heiliger
Kosmos – im Sinne Luckmanns – deuten. Das heißt: Die
Auseinandersetzung mit Mersmanns Werk ermöglicht Besinnung,
Vergewisserung eines gemeinsamen kulturellen Ursprung.«
Gabi
Rüth |
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Zirkus, 1986
»Ein Zukunftsbild, so hatten wir gesagt, werde zu einem Hoffnungsbild,
indem es unseren Blick auf Möglichkeiten richtet, die sich nicht aus
ihm
ergeben. Mit dem beschriebenen Manöver [...] brechen wir
dieses Verschwinden
ab. Das Zukunftsbild, aus dem unser Hoffnungsbild hervorgegangen ist,
setzen
wir damit gegen jedes andere durch, damit auch gegen jede Möglichkeit,
die sich
nicht aus ihm ergibt. Nicht mehr das Zukunftsbild verschwindet, sondern
das
Hoffnungsbild, zu dem es sich, verschwindend, steigerte. Dieses
verschwindet, indem es,
jenes verfestigend, in das Zukunftsbild zurückfällt, aus dem es
hervorging. Eine Rückkehr
ist dies nicht. Das Zukunftsbild, so wie es hier auftaucht, hat das
Verschwinden hinter sich. Neben dem Zukunftsbild auf dem Wege zum
Verschwinden und dem zum Hoffnungsbild gesteigerten Zukunftsbild ist es
ein Drittes. Es ist versteinert, stillgelegt für immer durch die
eingebrochene Steigerung zum Hoffnungsbild, die nun sein Innerstes und
seine besondere Strahlkraft ausmacht.«
Reinhard
Düßel
Aufnahmen: Doro Breger, Walter Rüth
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