Paul Mersmann [*1929]
Paul Mersmann: Werkverzeichnis
Werkgruppen
die 80er Jahre

Die großen Drei
Das gelbe Zimmer
Die Marburger Rotte



Die Geburt der Moderne, 1982

»Untersucht man den ›tragenden Grund‹ der Geburt, so stößt man auf eine gedrängte Abbreviatur europäischer Zustände, die von der alexandrinischen Antike bis in die Gegenwart reicht. Abbreviaturen sind auch die tabellarischen Abrisse, anhand derer man Geschichte memoriert, und etwas vom Geist der alten Gedächtniskunst wird in diesem wie in den benachbarten Bildern lebendig. Zum Abruf kommen aber keine historischen Abläufe, sondern Imagines, wie sie die Seele beschäftigen, vorausgesetzt, man nennt dergleichen sein eigen und nicht allein eine mit frühkindlichen Zuständen und Beziehungskrisen zugestellte Psyche. Sie zeigen, durch hunderterlei Wahrnehmung geschärft und in den Schatten gestellt, Facetten der Kultur.«
Ulrich Schödlbauer
HIC EST FINIS MARIS, 1983

»Der Argumentation Thomas Luckmanns folgend, der religiöse Akte nicht länger institutionell verhaftet sieht, sondern dort verortet, wo kollektive Transzendenzerfahrungen stattfinden können: gewissermaßen in Enklaven, in denen sich die Unsichtbare Religion in Sozialformen der Religion manifestiert, sind es (auch) die Künstler, die eben solche Räume schaffen. In Konsequenz erreichen die Bilder Mersmanns eine religiöse Dimension – nicht auf Grund eines primär religiösen Inhalts, sondern auf Grund des sämtliche Sphären des Lebens durchdringenden symbolischen Aufgebots, das letztlich die Welt als Ganzes repräsentiert, respektive die deutenden Zugriffe auf die Welt aufzeigt. So lässt sich das Werk Mersmanns als Heiliger Kosmos – im Sinne Luckmanns – deuten. Das heißt: Die Auseinandersetzung mit Mersmanns Werk ermöglicht Besinnung, Vergewisserung eines gemeinsamen kulturellen Ursprung.«
Gabi Rüth
Zirkus, 1986

»Ein Zukunftsbild, so hatten wir gesagt, werde zu einem Hoffnungsbild, indem es unseren Blick auf Möglichkeiten richtet, die sich nicht aus ihm ergeben. Mit dem beschriebenen Manöver [...] brechen wir dieses Verschwinden ab. Das Zukunftsbild, aus dem unser Hoffnungsbild hervorgegangen ist, setzen wir damit gegen jedes andere durch, damit auch gegen jede Möglichkeit, die sich nicht aus ihm ergibt. Nicht mehr das Zukunftsbild verschwindet, sondern das Hoffnungsbild, zu dem es sich, verschwindend, steigerte. Dieses verschwindet, indem es, jenes verfestigend, in das Zukunftsbild zurückfällt, aus dem es hervorging. Eine Rückkehr ist dies nicht. Das Zukunftsbild, so wie es hier auftaucht, hat das Verschwinden hinter sich. Neben dem Zukunftsbild auf dem Wege zum Verschwinden und dem zum Hoffnungsbild gesteigerten Zukunftsbild ist es ein Drittes. Es ist versteinert, stillgelegt für immer durch die eingebrochene Steigerung zum Hoffnungsbild, die nun sein Innerstes und seine besondere Strahlkraft ausmacht.«
Reinhard Düßel

Aufnahmen: Doro Breger, Walter Rüth



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