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Die Marburger Rotte (1983)
Malerei auf den Abzugsrohren der
Marburger Mensa Nord (Lahnberge)
»An diesem Ort der gemischten Gerüche, der Fress-Schalter, von denen
man
fortgeht ohne zurückzusehen, sobald der einfache Hunger gesättigt ist,
sind diese Rohre ein Stück funktionaler Nicht-Architektur, ein exaktes
Gegenstück zum Nicht-Geschmack und zur allgegenwärtigen
Nicht-Gegenwart. Man kann nicht sagen, dass Mersmanns Malerei sie
verwandelt. Genauer ist der Begriff des Banns, wie er selbst ihn auf
sie gemünzt hat: Es ist
ein Akt der Bannung ohne Komplimente vorgenommen worden. Nicht
der Ort, die Bilder sind es, die einem nachgehen. Und auch das bleibt
ungenau. Nachkommt die Rotte.
Die technischen Schwierigkeiten der Darstellung lassen sie fluider
erscheinen als auf jedem ›Gemälde‹. Wer hat das Recht, uns Bilder zu
stehlen und sie durch nichts zu ersetzen?
Das ist die Frage. Diese in Röhren aus künstlicher Luft gesperrten
Epiphanien, deren leidlich profane Gegenstücke in der innerstädtischen
Fußgängerzone flanieren, verhalten sich taktisch
gegenüber dem Raum, der sie negiert: leise, abwartend, fast
verschreckt. Was da geschieht, kommt nicht an sie heran. Warum auch?
Nur der vereinzelte Esser links blickt ratlos an
ihnen hoch. Er bekommt keinen Bescheid, die Szene bleibt geisterhaft.«
Ulrich
Siebgeber
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Aufnahmen: David Solbach |
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